Bei der Farbbezeichnung für weiße Brillanten gibt es verschiedene Farbbezeichnungen für die gleiche Farbe. Laut deutscher CIJBO etwa hochfeines und feines weiß, nach GIA Nomenklatur D, E … und die Buchstaben bis Z. 

Mein persönlicher Favorit ist allerdings weiterhin die Reihe
River, Top Wesselton, Wesselton, Top Cape, Cape.

Starten wir mit der GIA-Nomenklatur. Hier findet man recht freudlos Buchstaben für Farbgrade. Die beste Farbe ist dabei D. Warum nicht der Buchstabe A? Schon um 1800 wurden Diamanten grob farblich geordnet. Die beste Farbe wurde als A die schlechteste als C bezeichnet. In Handelsbüchern des 1900 Jahrhunderts findet man dann für besonders weiße Steine AA oder auch AAA. Das 1931 gegründete GIA wollte sich von diesem System absetzen und Verwirrung verhindern. In den 50ziger Jahren des letzten Jahrhunderts führte es deshalb die Nomenklatur mit D-Z ein. Mit dem D als beste Farbe.

Ich persönlich bin kein großer Fan der Beschreibung der Diamantfarbe mit Buchstaben. Dies ist rein technisch, so wie DIN A4 DIN A5 oder BMW 3 BMW 5 und gänzlich unromantisch. Es suggeriert zudem eine genaue Farbtrennung die es bei einem Naturprodukt eigentlich gar nicht gibt. Vielleicht sind die Buchstaben verlockend für Diamantanlagebetrüger, aber nicht für einen romantischen Verlobungsstein. 

Da sind mir die deutschen Farbbezeichnungen schon lieber. Ob hochfeines Weiß gegenüber dem davor üblichen Blauweiß eine Verbesserung der Bezeichnung darstellt, ist aber auch streitbar. Zumindest kann man sich unter feinem Weiß etwas vorstellen. Es geht dann weiter mit leicht getöntem weiß und getöntem weiß. Positiv ist dabei, dass sich die GIA-Buchstaben bei den deutschen Farbbezeichnungen zuordnen lassen. Auf unseren Zertifikaten finden Sie auch immer die deutschen Farbbezeichnungen. Aller Modernität zum Trotz, benutzen die meisten unserer Kunden Farbbezeichnungen vom Anfang des letzten Jahrhunderts. Und es sind auch meine absoluten Favoriten. River oder Top Wesselton klingen doch einfach toll, oder? Und wenn man Cape hört, weiß man, dass der Stein eben nicht weiß ist.

Diese traditionellen Farbbezeichnungen hat auch niemand erfunden, sondern sie haben sich aus dem Sprachgebrauch, verbunden mit geografischen Begrifflichkeiten, entwickelt. Genau wie wir es über die Herkunft der Grimm´schen Märchen im Deutschunterricht gelernt haben. 

Nun aber noch ein wenig genauer. Mit den Diamantfunden in Südafrika ab 1867 entsteht ein viel größerer Diamantmarkt als zuvor. Die Menge der südafrikanischen Diamanten übertrifft die der brasilianischen Diamanten um ein Vielfaches. Ab 1869 findet man im Fluss Vaal Rohdiamanten. Diamanten aus Flüssen und den Wüsten des südlichen Afrikas sind häufig gelb, Brasilianische eher selten. Daher ist der Name Cape wie Kap der guten Hoffnung; also Südafrika, eine naheliegende Handelsbezeichnung. Die späteren Funde aus Namibia (Deutsch-Südwest-Afrika) haben fast nur diese Farbe. In der Nähe des Flusses Vaal, werden ab 1870 weltweit erstmals Diamantminen erschlossen. Die berühmteste Mine, die Kimberley-Mine, wird erschlossen und das Zentrum der entstehenden Stadt Kimberley. Das Gestein welches Diamanten enthält wird daher später Kimberlit genannt.

Als letzte dieser Diamantminen der klassischen Zeit, wird 1890 auf der Farm von J.J. Wessel, die Premiermine eröffnet. Im Sprachgebrauch setzt sich für diese Mine, die umgangssprachliche Bezeichnung, Wesselton-Mine durch. Und wie man nun schon vermuten kann, werden hier zwar meist nur kleine und mittelgroße, dafür aber besonders viele, weiße Rohdiamanten gefunden. 

Die Bezeichnung River verwendete man dann für die klarsten weißesten Diamanten. Eben klar wie Flusswasser aus den Rivern Vaal und Oranje; den Diamantenflüssen. Für in Flüssen gefundene Diamanten steht die Bezeichnung aber sicher nicht. Alluviale Diamanten (Flussdiamanten) sind eher selten weiß. Getönte und gelbliche Diamanten enthalten Stickstoff. Diamanten, welche Stickstoff enthalten, sind ein wenig härter als solche ohne Stickstoff. Sie gehen daher, bei hoher mechanischer Belastung in Wasser oder Wüste, seltener kaputt als Weiße.

Wir werden also weiterhin die romantischen, klanglich schönen Bezeichnungen mit Historie verwenden. Und Dinge die Menschen schmücken sollen brauchen eine Geschichte. Wer will gern ein Labor am Hals?